Zum Tod von Ortrud Reuter-Kaminski – Ein Nachruf

Home 9 Allgemein 9 Zum Tod von Ortrud Reuter-Kaminski – Ein Nachruf

Wir trauern um unser langjähriges Mitglied Ortrud Reuter-Kaminski, die nach schwerem Leiden viel zu früh gestorben ist. Sie hat sich auf vielfältige Weise um die ökonomische Bildung verdient gemacht: als engagierte, beliebte und authentische Lehrerin des Faches Arbeit-Wirtschaft, als allseits geschätzte Autorin von Schulbüchern, Arbeitsheften und Zeitschriftenartikeln, als erfolgreiche Initiatorin und Akteurin zahlreicher Projekte und als Mitwirkende und Mentorin in der Lehreraus- und –fortbildung.
Drei Jahrzehnte lang hat Ortrud an Oldenburgs erster Gesamtschule mit großem persönlichen Einsatz Arbeit-Wirtschaft und Kunst unterrichtet und dabei sowohl den Eigenwert und das spezifische Profil dieser Fächer zur Geltung gebracht als auch die Chancen ihres interdisziplinären Zusammenwirkens ausgelotet und genutzt. Ein viel beachtetes Beispiel für die fruchtbare Verbindung von ökonomischem Handeln und künstlerischer Kreativität war die von ihr initiierte und lange Zeit betreute Schülerwerbeagentur „einzigart“, die mit Broschüren und Plakaten für künstlerische, wissenschaftliche und soziale Projekte, Veranstaltungen und Institutionen Werbung machte. Wie sehr Ortrud über Fächer- und Landesgrenzen hinausdachte und handelte, zeigte sich in dem maßgeblich von ihr angestoßenen und organisierten Schüleraustausch mit Polen oder in ihren Bemühungen, Kindern und Jugendlichen über Kunst einen Zugang zu fremden Ländern und Kulturen zu schaffen.
Wenn Ortrud für Schulbücher, Themen- und Arbeitshefte oder Fachzeitschriften Beiträge verfasste, schrieb sie stets auf der Basis eigener reflektierter Praxiserfahrungen, niemals prätentiös oder besserwisserisch, sondern als freundliche Anregung und Einladung für die tägliche Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Schulen. Zwei Titel ihrer zahlreichen Zeitschriftenartikel mögen das illustrieren: „Die Arbeitsplatzerkundung. Beispiele für Arbeitsplatzerkundung im Kfz-Handwerk“ (1995) oder „Wie man Werbung macht. Eine Schülerwerbeagentur stellt sich vor“ (2004). Auch in der Lehreraus- und –fortbildung hat sie durch ihr mitreißendes Vorbild junge Kolleginnen und Kollegen motiviert, sich selbst auf den Weg einer Öffnung von Schule für die Welt der regionalen und überregionalen Wirtschaft zu machen.
Ortrud hat viele Klassen und Kurse erfolgreich bei zahlreichen Schülerwettbewerben und Projekten begleitet, indem sie ihren Schülerinnen und Schülern Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten vermittelte und sie dabei in dem Gefühl ihrer Selbstwirksamkeit stärkte: Wir können viel erreichen, wenn wir uns mutig und ausdauernd den Herausforderungen stellen, zum Beispiel eine Bewerbung schreiben, ein Vorstellungsgespräch vorbereiten, ein Arbeitsprodukt oder eine Idee präsentieren, einen Vortrag halten, allein oder im Team ein Konzept entwickeln und realisieren. So haben die von ihr betreuten Mitglieder der Schülerredaktion über ein Jahrzehnt lang Dutzende Ausgaben des „Newcomer“, einer vom „Handelsblatt“ herausgegebenen bundesweiten Wirtschaftszeitung für Jugendliche, evaluiert, mitgeplant und mitgeschrieben.
Ortrud Reuter-Kaminski hat sich um die ökonomische Bildung verdient gemacht – an ihrer Schule, in ihrer Stadt, in unserem Land.
Wir trauern mit ihrer Familie, ihren Freundinnen und Freunden, ihren Kolleginnen und Kollegen.
Wir wollen ihr ein ehrendes Andenken bewahren, indem wir auf dem Weg weitergehen, der für sie nun an ein Ende gekommen ist.
Der Vorstand des VÖBAS e.V.