Ökonomische Bildung in Bundesländern
Aus der Perspektive der Bildungspolitik bietet die deutsche Landkarte trotz aller Vereinheitlichungsbemühungen im Zeichen von Standards und Kompetenzen das Bild eines Flickenteppichs. Besonders vielgestaltig stellt sich im System des deutschen Bildungs- und Kulturföderalismus die ökonomische Bildung dar: Selten ist sie für alle Schülerinnen und Schüler verbindlich in einem eigenständigen Fach Wirtschaft institutionalisiert, häufiger als Gegenstand des Politik- oder Sozialkundeunterrichts, meistens aber als mehr oder weniger umfangreicher Bestandteil von Integrations- oder Kombinationsfächern wie Politik-Wirtschaft, Wirtschaft und Recht, Arbeitslehre, Arbeit-Wirtschaft-Technik (AWT) bzw. Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT), Politik/Gesellschaft/Wirtschaft (PGW) oder Sozialwissenschaften, zuweilen sogar als Element von Fächerverbünden wie Geographie-Wirtschaft-Gemeinschaftskunde (GWG).
Unser Versuch, rechtliche und curriculare Vorgaben für die ökonomische Bildung zu dokumentieren, erfordert eine länderspezifische Darstellungsweise, die auf die jeweiligen schulformspezifischen Realisierungsformen der ökonomischen Bildung eingeht. So sehr wir uns um formale Korrektheit und Aktualität bemühen, sind wir angesichts der permanenten Änderungen der Schulstrukturen, Lehr- und Bildungspläne, Richtlinien und Curricula, Fachstandards und Organisationserlasse vor Fehlern und Versäumnissen nicht gefeit. Wir sind daher für Ihre Hinweise und Korrekturvorschläge offen und dankbar, die Sie bitte an info@voebas.de senden mögen.
Ökonomische Bildung in Niedersachsen
Im allgemein bildenden Schulwesen des Landes Niedersachsen gibt es recht unterschiedliche Formen, in denen ökonomische Bildung realisiert wird:
- an allen Gymnasien sowie an den gymnasialen Oberstufen der Gesamtschulen im Rahmen des für alle Schülerinnen und Schüler verbindlichen Faches Politik-Wirtschaft
- an einigen Gymnasien in der Oberstufe als Wahlfach Wirtschaftslehre und in der Sekundarstufe I zuweilen auch als Wahlpflichtfach Wirtschaft
- an einer Reihe von gymnasialen Oberstufen auch im Rahmen des Seminarfachs
an allen Haupt-, Real- und Oberschulen als obligatorisches Fach Wirtschaft, das außerdem an zahlreichen Real- und Oberschulen als Profilfach angeboten wird - an den Gesamtschulen als Teilbereich des Fachbereichs Arbeit-Wirtschaft-Technik (AWT)
- an allen allgemein bildenden Schulen grundsätzlich auch im Rahmen der schulformspezifisch ausgeprägten Berufsorientierung.
Eine Bestandsaufnahme der ökonomischen Bildung im Lande Niedersachsen finden Sie in der OeBiX –Studie unter https://www.flossbachvonstorch-stiftung.de/de/oebix-studie/niedersachsen/
- Pflichtfach Politik-Wirtschaft an Gymnasien
- Wahlfach Wirtschafslehre an Gymnasien
- Pflicht- und Profilfach Wirtschaft an Haupt-, Real- und Oberschulen
- Arbeit-Wirtschaft-Technik an Gesamtschulen
Das Land Niedersachsen hat sich für ein Integrationsfach Politik-Wirtschaft an Gymnasien und Oberstufen der Gesamtschulen entschieden, das die spezifischen Problemstellungen und Erkenntnisweisen von Politik und Ökonomie disziplinär verortet und dadurch sowohl die Notwendigkeit als auch die Voraussetzungen schafft, die vielfältigen Interdependenzen von Politik und Wirtschaft interdisziplinär zu bearbeiten.
Curriculare Vorgaben
Niedersächsisches Kultusministerium: Kerncurriculum Politik-Wirtschaft für die gymnasiale Oberstufe (2018) - (Datenbank des NLQ)
Niedersächsisches Kultusministerium: Kerncurriculum Politik-Wirtschaft für die Schuljahrgänge 8 – 10 (2015) - (Datenbank des NLQ)
Einheitliche Prüfungsanforderungen
Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Sozialkunde/Politik
VÖBAS-Stellungnahmen
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Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Sozialkunde/Politik
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Fach Wirtschaftslehre an niedersächsischen Gymnasien und Gesamtschulen zu realisieren, wenn entsprechende Voraussetzungen (einschlägig qualifizierte Lehrkräfte, Genehmigung der Schulbehörde) gegeben sind:
als Wahlfach in der Oberstufe der Gymnasien und Gesamtschulen: fünfstündig als gesellschaftswissenschaftliches Schwerpunktfach, dreistündig als 4. oder 5. Prüfungsfach oder zweistündig ohne Abiturprüfung
als Wahlpflicht- oder Profilfach in den Klassen 8 – 10 des Gymnasiums (nach der Stundentafel 2).
Curriculare Vorgaben für die gymnasiale Oberstufe
Einheitliche Prüfungsanforderungen
Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Wirtschaft (ab 2010)
Wahlpflicht-oder Profilunterricht in der Sekundarstufe I niedersächsischer Gymnasien (Auswahl):
VÖBAS-Stellungnahmen
An niedersächsischen Haupt-, Real- und Oberschulen ist die ökonomische Bildung in einem eigenständigen Pflichtfach Wirtschaft verankert. An Real- und Oberschulen haben die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Profilbildung ab Klasse 9 die Möglichkeit (soweit an der jeweiligen Schule angeboten), zusätzliche Wahlpflichtkurse im Fach Wirtschaft zu belegen.
Curriculare Vorgaben
Oberschule
Realschule
Hauptschule
In der Sekundarstufe I der niedersächsischen Gesamtschulen ist die ökonomische Bildung in den Fachbereich Arbeit-Wirtschaft-Technik (AWT) integriert.
Curriculare Vorgaben
VÖBAS-Stellungnahmen
Ökonomische Bildung in Bremen
Im allgemein bildenden Schulwesen des Landes Bremen findet ökonomische Bildung unter unterschiedlichen institutionellen Bedingungen statt:
- in der Sekundarstufe I an Oberschulen (vormals Sekundar- und Gesamtschulen) und Gymnasien im Rahmen des Faches Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT)
- an zahlreichen gymnasialen Oberstufen (an Gymnasien oder Oberschulen) im Rahmen des Faches Wirtschaftslehre
- an einigen Gymnasien auch als Wahlpflichtfach („Wirtschaft“, „Ökonomische Grundbildung“) in der Sekundarstufe I.
Eine Bestandsaufnahme der ökonomischen Bildung im Lande Bremen finden Sie in der OeBiX –Studie unter https://www.flossbachvonstorch-stiftung.de/de/oebix-studie/bremen/
Das Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik wird durch die vier Dimensionen Haushalt und Konsum, Unternehmen und Produktion, Infrastruktur sowie Arbeits- und Berufsorientierung und Lebensplanung bestimmt. Es wird an allen Schulformen der Sekundarstufe angeboten.
Curriculare Vorgaben
VÖBAS-Stellungnahme
Bestandsaufnahme Ökonomische Bildung im Lande Bremen (März 2016)
Das Wahlfach Wirtschaftslehre wird an zahlreichen gymnasialen Oberstufen als Grund- und / oder Leistungskurs angeboten,
Curriculare Vorgaben
Prüfungsanforderungen Wirtschaftslehre
Richtlinie für die Aufgabenstellung und Bewertung der Leistungen in der Abiturprüfung (ARI) vom 1. Februar 2008 in der Fassung vom 15. Oktober 2010
VÖBAS-Stellungnahme
Bestandsaufnahme Ökonomische Bildung im Lande Bremen (März 2016)
Ökonomische Bildung in Nordrhein-Westfalen
Die ökonomische Bildung wird entsprechend den 2019 bzw. 2020 in Kraft gesetzten neuen Kernlehrplänen an den allgemein bildenden Schulen des Landes Nordrhein-Westfalen je nach Schulform und Schulstufe auf unterschiedliche Weise realisiert:
- an der Realschule in der Regel als eigenständiges Fach Wirtschaft
- an der Hauptschulen als eines von drei Teilfächern im Lernbereich „Wirtschaft und Arbeitswelt“
- an der Gesamtschule und der Sekundarschule als fächerintegriert oder fachspezifisch erteiltes Fach Wirtschaft-Politik im Lernbereich Gesellschaftslehre
- in der Sekundarstufe I des Gymnasiums als (gleichgewichtiger) Bestandteil des Faches Wirtschaft-Politik
- in der gymnasialen Oberstufe als Bestandteil des Faches Sozialwissenschaften (mit der Möglichkeit der Schwerpunktbildung im Bereich Wirtschaft)
Eine Bestandsaufnahme der ökonomischen Bildung im Lande Nordrhein-Westfalen finden Sie in der OeBiX –Studie unter https://www.flossbachvonstorch-stiftung.de/de/oebix-studie/nordrhein-westfalen/
- Fach Wirtschaft an der Realschule
- Fach Wirtschaft im Lernbereich „Wirtschaft und Arbeitswelt“ der Hauptschule
- Fach Politik-Wirtschaft im Lernbereich Gesellschaftslehre an Gesamt- und Sekundarschulen
- Fach Wirtschaft-Politik in der Sekundarstufe I des Gymnasiums
- Fach Sozialwissenschaften in der gymnasialen Oberstufe
Seit dem Schuljahr 2020/21 gibt es an den Realschulen des Landes NRW das eigenständige Schulfach Wirtschaft. Damit wurde auch eine alte Forderung des VÖBAS e.V. erfüllt. Die Realschulen können alternativ die Fächer Wirtschaft und Politik auch in einer Fächerkombination unterrichten. Für den Wahlpflichtbereich wird ein neues Wahlpflichtfach Wirtschaft entwickelt.
Curriculare Vorgaben
Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Kernlehrplan für die Sekundarstufe I Realschule: Wirtschaft (2020)
VÖBAS-Stellungnahmen
In der Hauptschule wird im neuen Lernbereich Wirtschaft und Arbeitswelt das Fach Wirtschaft mit 6 Schuljahreswochenstunden unterrichtet. Im Wahlpflichtunterricht ab Klasse 7 können Hauptschulen erweiterte Angebote im Wahlpflichtbereich Wirtschaft und Arbeitswelt machen.
Curriculare Vorgabe
VÖBAS-Stellungnahme
In den beiden integrierten Schulformen Gesamtschule und Sekundarschule wurde zum Schuljahr 2020/2021 das neue Fach Wirtschaft-Politik eingeführt. Im Wahlpflichtbereich ab Klasse 7 soll der bisherige Lernbereich Arbeitslehre zu einem Lernbereich Wirtschaft und Arbeitswelt weiterentwickelt werden.
Curriculare Vorgaben
VÖBAS-Stellungnahme
In der Sekundarstufe I der Gymnasien ist die ökonomische Bildung seit dem Schuljahr 2019/2020 in das Fach Wirtschaft-Politik integriert.
Curriculare Vorgaben
VÖBAS-Stellungnahme
In der gymnasialen Oberstufe ist der Lernbereich Wirtschaft in das Fach Sozialwissenschaften integriert. An einer Reihe von Oberstufen können die Schülerinnen und Schüler einen ökonomischen Schwerpunkt wählen. Bei der Entscheidung der Schule für eine Schwerpunktsetzung im Bereich Ökonomie (Sozialwissenschaften/Wirtschaft) bezieht sich der Unterricht laut Kernlehrplan zu zwei Dritteln auf den Bereich der Wirtschaftswissenschaften. (S. 13)
Curriculare Vorgaben
Kernlehrplan für die Sekundarstufe II Gymnasium / Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen Sozialwissenschaften und Sozialwissenschaften/Wirtschaft (2014)
VÖBAS-Stellungnahme
Zur aktuellen Debatte um den Lehramtsstudiengang Wirtschaft-Politik in NRW (06.02.2021)