Am 4. Oktober 2025 diskutierten der VÖBAS-Vorsitzende Janosch Schierke (Herbartgymnasium Oldenburg) und die Wirtschafsdidaktikerin Prof. Taiga Brahm (Universität Tübingen) in der von Dörte Hinrichs moderierten einstündigen Sendung des Bildungsmagazins „Campus & Karriere“ des Deutschlandfunks mit Hörerinnen und Hörern über Relevanz und Realität ökonomischer Bildung.
Beiden Experten zufolge besteht in Politik und Gesellschaft weithin grundsätzliche Übereinstimmung hinsichtlich der Notwendigkeit ökonomischer Bildung. Als integraler Bestandteil moderner Allgemeinbildung trage diese nicht nur zur Herausbildung von Urteils- und Entscheidungskompetenzen in alltäglichen ökonomischen Handlungssituationen (als Konsument, Sparer, Anleger, Mieter, Versicherungsnehmer etc.) bei, sondern auch zur Orientierung in einer hochgradig vernetzten, interdependenten und dynamischen Wirtschaftswelt.
Deutlich geringer sei der Grad der Übereinstimmung hinsichtlich Umfang, Art und Weise der Implementation der ökonomischen Bildung im föderalistischen Schulsystem; der bildungspolitische Flickenteppich im deutschen Bundesstaat weise alle möglichen Schattierungen vom eigenständigen Fach Wirtschaft über diverse Kombinations- und Integrationsfächer mit curricular ausgewiesenen fachlichen Anteilen bis hin zur völligen Marginalisierung der ökonomischen Bildung im Rahmen bestehender Unterrichtsfächer. Freilich komme selbst in den am weitesten fortgeschrittenen Bundesländern das Fach Wirtschaft nicht über den Status eines Nebenfaches unter Nebenfächern hinaus. Entsprechendes gelte für die Lehrerbildung, was dramatische Folgen für den Wirtschaftsunterricht habe, der überwiegend fachfremd erteilt werde.
Der trotz partieller Fortschritte insgesamt unzulängliche Stand der ökonomischen Bildung sei nicht nur bedenklich im Hinblick auf das Verständnis und die politische Akzeptanz einer sozialen und nachhaltigen Marktwirtschaft, sondern gefährde auch die Lebenschancen insbesondere jener Kinder und Jugendlichen, die nicht auf die Unterstützung bildungsaffiner Elternhäuser zurückgreifen können. Janosch Schierke beklagte in diesem Zusammenhang die skandalös hohe Zahl von Schulabgängern ohne Abschluss; allein in Niedersachsen seien es rund 6000 pro Jahrgang.
Wenn es nach den Interessen und Wünschen der Jugendlichen ginge, gäbe es schon längst ein flächendeckend eingeführtes Fach Wirtschaft. Das zeigten nicht nur regelmäßig durchgeführte Umfragen, sondern auch die starke Nachfrage nach extracurricularen Angeboten der ökonomischen Bildung, beispielsweise nach Wahlkursen, freiwilligen Arbeitsgemeinschaften oder Schülerfirmen. „Die rennen uns regelrecht die Bude ein“, berichtet Janosch Schierke und stellt die Frage: „Wann hört die Politik endlich auf die Stimmen der jungen Leute?“ Hier kommen Sie zur Audiodatei zum Nachhören
